Kennst du das? Du rennst und rennst, um etwas zu erreichen. Und wie eine Fata Morgana entschwindet es in weite Ferne, je näher du kommst. Geht es dir auch oft so? Mit dem Glück, mit der Freude oder mit Errungenschaften? Oder auch mit der Gesundheit? Ich glaube, manchmal merken wir schon gar nicht mehr, wie sehr wir rennen.
Ich habe mir ein paar Tage Auszeit genommen und bin am Meer. Bevor ich abreiste, habe ich ins Bücherregal gegriffen und intuitiv ein Buch gegriffen: „Stille, die aus dem Herzen kommt“, von Thich Nath Hanh. Seit 3 Tagen praktiziere ich eine Übung daraus, und sie wirkt Wunder! Sie ist so einfach, und doch so verwandelnd. Ich stelle sie dir gleich vor.
Achtsamkeit im Alltag
Vor 18 Jahren war ich das erste Mal im Kloster von Thich Nath Hanh. In Plumvillage, wie der Ort in Südfrankreich heißt. Dreimal bin ich dort insgesamt hingereist, für jeweils 14 Tage, und ich war jedes Mal wie verwandelt.
Was dort praktiziert wird, sind keine anstrengenden Meditationstechniken, sondern es ist schlicht und einfach Achtsamkeit im Alltag. Beim Gehen, Kochen, Gärtnern oder Putzen. Jede Tätigkeit, und sei sie noch so einfach, mit voller Aufmerksamkeit zu verrichten.
Im Prinzip so einfach…
Wie haben es die großen Meister auf schlichteste Weise gelehrt?
Wenn ich esse, esse ich.
Wenn ich gehe, gehe ich.
Und wenn ich schlafe, schlafe ich.
„Moment mal!“ – könnten wir rufen. „Das tun wir doch schließlich auch!“ Aber wenn wir genau hinschauen, ist es nicht so. Wenn wir essen, denken wir schon an die nächste Mahlzeit. Oder an die anschließende Tätigkeit. Wenn wir gehen, sind wir in Gedanken beim Ziel und wenn wir einschlafen, wälzen wir noch den Tag im Geiste.
Eigentlich leben wir das Leben gar nicht wirklich. Es ist so, als würden wir auf eine Leinwand starren anstatt die Welt wahrzunehmen. Und diese Leinwand ist Realität – es ist unser eigener Geist!
Wie oft schauen wir Kopfkino, lassen Filme vor dem inneren Auge laufen, und bekommen wenig bis manchmal gar nichts von dem gegenwärtigen Moment mit? Das ist eine tiefe Gewohnheit! Sie lässt sich auch nicht mit dem Verstand abschalten.
Aber – diese Gewohnheit lässt sich verändern!
Wir können den gegenwärtigen Moment tief berühren! Indem wir uns auf ihn konzentrieren. Und je mehr Freude wir dabei haben, umso leichter ist es! Vor allem umso nährender und berührender.
Freude entspringt aus der Gegenwärtigkeit.
Freude, ein wirklich freudiges Gefühl, also das tanzende Herz, findet nur in der Gegenwart statt. Du kannst dich zwar an Freude erinnern, aber sie auch zu fühlen, das sind zwei völlig unterschiedliche Paar Schuhe.
Es ist so, wie wenn dir jemand erzählt, wie Honig schmeckt. In allen Details. Dir mag das Wasser im Munde zusammen laufen, aber den exakten Geschmack hast du nicht präsent. Wenn du dagegen den Honig probierst, nur für einen Augenblick – gehst du ganz im Geschmack des Honigs auf. Es ist unvergleichlich.
Und so ist es auch mit der Gegenwart. Es kann noch so viele Kopfkino laufen, befriedigen tut es letztendlich nicht. Doch ein einziger Moment in der Gegenwart kann dein Herz erhellen.
Und nun kommt die oben erwähnte Übung ins Spiel. Sie ist wunderbar! Sie vereint nämlich Gegenwärtigkeit und Freude miteinander.
Sie geht so (das sind jetzt meine eigenen Beispiele):
Einatmend sehe ich den Schmetterling (einatmen)
Ausatmend lächle ich dem Schmetterling zu (ausatmen, lächeln)
Einatmend sehe ich die Blume (einatmen)
Ausatmend freue ich mich an der Blume zu (ausatmen, Freude)
Einatmend sehe ich den Vogel (einatmen)
Ausatmend lächle ich dem Vogel zu (ausatmen, lächeln)
Dabei lächeln wir wirklich. Vor uns ist schließlich ein lebendiges Wesen. Diese Übung kannst du auf alles und jeden in deinem Alltag ausdehnen. Wichtig ist, dass du im Augenblick des Ausatmens wirklich lächelst. Es einfach tust. Deine Mundwinkel bewegst, und es im Herzen fühlst. Als Freude, Dankbarkeit oder Leichtigkeit.
Unser Atem ist purer Augenblick
Einen Atem in der Zukunft gibt es nicht. Auch keinen der Vergangenheit. Der Atem ist pure Gegenwärtigkeit. Insofern: sobald du mit deinem Atem verbunden bist, bist du im Hier und Jetzt. Ein einziger Atemzug, und du bist frei, frei von dem „entrückten“ Geist, der immer zeitversetztes Kino spielen lässt.
Insofern finde ich diese Übung einfach wunderschön. Sie holt den Augenblick in unser Herz, füllt ihn mit Freude und lässt uns fortwährend reicher und beschenkter fühlen, je länger wir diese Übung tun.
Ein Geschenk unabhängig von Zeit und Ort
Nach drei Tagen hier auf dem Land habe ich schon unglaublich viele Schmetterlinge, Bienen, Vögel, Blumen, Wellen und Wolken angelächelt. Und ich fühle mich so reich beschenkt. Und erfahre mehr und mehr Ruhe in mir. Vor allem eine tiefe Zufriedenheit, weil mich diese Freude so nährt.
Wie geht es dir mit dieser Übung? Gefällt sie dir? Hattest du vielleicht schon Gelegenheit dazu, sie auszuprobieren? Ich freue mich über einen Kommentar von dir,
liebe Grüße
Susanne
Nana
Danke <3
Susanne
Sehr gerne! 🙂