Es war in Südfrankreich, in einem buddhistischen Kloster. Ich hatte gerade meine 9monatige Asienreise hinter mir und beendete das Jahr 2000 in Plumvillage, so heißt das Kloster des vietnamesischen Zen-Mönches Thich Nath Hanh.
Dort können Besucher ein paar Tage oder Wochen hinkommen und mit den Nonnen und Mönchen deren Praxis üben. Diese besteht ganz einfach aus Achtsamkeit. Achtsamkeit beim Sitzen, beim Gehen, beim Stehen und beim Arbeiten. Es ist wunderschön. Du bist zentriert, Du bist bei Dir, und doch bist Du nicht abgeschieden von der Welt sondern mitten im Geschehen. Nicht alleine für Dich, sondern in Gemeinschaft.
Was ist Achtsamkeit
Achtsamkeit bedeutet, Deine Gedanken und Deine Energie auf den gegenwärtigen Augenblick zu richten. Du fokussierst Dich auf Deine Atmung, bist ganz im Hier und Jetzt und richtest Deine Energie vollkommen auf den Moment. Nach einigen Tag erfüllt Dich solch eine Ruhe, ein wahres Glücksgefühl, Du bist durchströmt von Energie und irgendwie ganz tief in Dir, ganz zu Hause, angekommen.
In dieser Art der Achtsamkeit wird gearbeitet, geredet, gegangen und meditiert. Du tust eine Sache nach der anderen und widmest dieser Deine ganze Konzentration.
Eine ganze Gemeinschaft praktiziert Achtsamkeit
Dreimal war ich insgesamt in Plumvillage, für jeweils 14 Tage. Danach hatte ich so viel Herzensfrieden, war bei mir, hatte keine unruhigen Gedanken mehr und war von solch einem Wärme- und Glücksgefühl durchströmt.
In der gesamten Gemeinschaft in Plumvillage herrschte solch ein Frieden. Im Sommer waren ca. Tausend Besucher dort, und im größten Getümmel herrschte trotzdem Ordnung, Langsamkeit und Aufmerksamkeit.
Klingelte das Telefon, so praktizierte die gesamte Gemeinschaft aufmerksames Zuhören für drei Sekunden. Tiefes ein- und ausatmen und achtsames Lauschen auf den Klang des Klingelns, bevor einer der Mönche oder Nonnen den Telefonhörer abhob. Während dieser drei Sekunden hättest Du eine Stecknadel fallen lassen hören.
Ich komme ins Nachdenken
Bei meinem ersten Besuch in Plumvillage reifte in mir ein Gedanke. Er war mir schon in Asien gekommen. Während ich durch den Himalaya getreckt war, hatte ich mich nur vegetarisch ernährt. Zurück in Kathmandu in Nepal gab es wieder das erste Fleisch. Ich fühlte mich komisch damit. Mehr und mehr geriet ich ins Nachdenken. Ist es richtig, Tiere zu essen? Sie zu töten und in den Kochtopf zu stecken?
Ich konnte während meiner Asienreise noch keine Entscheidung treffen. Doch mehr und mehr wurmte mich etwas im Inneren.
Eigentlich hatte ich immer viel Wert darauf gelegt, Allesesserin zu sein und damit unkompliziert überall hingehen zu können und keinerlei Ansprüche zu haben. Doch war dies so richtig?
Ein Rückblick
Aufgewachsen bin ich mit einer vegetarischen Schwester, selber habe ich immer Fleisch gegessen, da es mir von meinen Eltern so vorgesetzt wurde.
Doch ich erinnere mich noch daran, wie ich das erste Mal bewusst darüber nachdachte, was ich da eigentlich esse, und mir wurde übel. Ich muss fünf oder sechs Jahre alt gewesen sein. Mir kam das Bild einer toten Kuh in den Sinn und ich fühlte richtig, wie ich deren Leichenteile auf meinem Teller liegen hatte. Wie ich das aß, was einmal mit Leben pulsierte. Ich weiß noch, wie mir schlecht wurde, es mich würgte.
Doch mein Verstand sagte mir: das ist nicht so schlimm, das machen alle. Papa und Mama und fast alle um Dich herum. Ich zwang mich, nur das gekochte Fleisch zu sehen, das rote Blut in meinen Gedanken zu ignorieren und mich ganz auf den Geschmack zu konzentrieren.
Seitdem hatte ich es viele Jahre lang nicht mehr angezweifelt, dass dies so richtig war.
Freude und Frieden nähren das Mitgefühl
Als ich auf meine 9monatige Asienreise aufbrach, hegte ich innerlich den Wunsch, auch an meiner Ernährungsweise etwas zu verändern. Doch Gewohnheiten sind stark und Geschmacksnerven überzeugen. Bis ich in Plumvillage angekommen war, war ich also noch immer Fleischesserin.
Wie eingangs erwähnt, praktizierten wir gemeinsam Achtsamkeit. Um fünf Uhr standen wir auf, und begannen den Tag mit Chanting und kurzen Mediationen. Aber nicht nur die Meditationen am Morgen im Sitzen waren wichtig, sondern das kontinuierliche achtsame „Mediteren“ tagsüber während aller Tätigkeiten.
So wurde ich zentrierter und zentrierter, mein Herz wurde genährt mit Freude und langsam durchzog mich die Kraft des Mitgefühls. Ich fühlte mich so sehr verbunden mit allem, so sehr eins, und ich hatte das tiefe Bedürfnis, die fünf buddhistischen Achtsamkeitsübungen in mein Leben ziehen zu lassen.
Die fünf Achtsamkeitsübungen sind: (Du kannst die Überschriften ausklappen, um sie im Detail zu lesen, Quelle: Thich Nhat Hanh „Jeden Augenblick genießen“, Seiten 125-127)
Eine Entscheidung
In der zweiten Woche hatten wir die Möglichkeit, selber ein buddhistisches Gelübde abzulegen. Was ich dabei sehr schön finde: Die fünf Achtsamkeitsübungen lauten: „Ich gelobe, WEGE ZU LERNEN, dieses oder jenes umzusetzen.
Es klang so anpassbar und so machbar für mich. Niemand würde mich für etwas verurteilen, und doch war die Botschaft glasklar.
Das Sehnen in meinem Herzen wurde tiefer und tiefer. Ich wollte zugunsten aller Lebewesen leben. Ich wollte niemandem ein Leid zufügen. Ich wollte alle ehren und allen das Recht auf Leben gewähren.
Als ich feierlich das Gelübde auf die fünf Achtsamkeitsübungen abgelegt hatte, traf ich innerlich eine Entscheidung. Innerhalb von einer Minute, felsenfest, überzeugt und aufrichtig: „..gelobe ich, Mitgefühl zu entwickeln und Wege zu erlernen, um das Leben von Menschen, Tieren, Pflanzen und Mineralien zu schützen.“. Konsequenterweise bedeutete dies für mich: Ich höre ab sofort auf, Tiere zu essen.
Ein Verlangen und eine Bestätigung
Seit diesem Tag bin ich Vegetarierin. Das ist jetzt fast 20 Jahre her.
Am Anfang war es hart. Mein erster Job nach meinem Jahr Auszeit war in einem Konzern, dort gab es eine Großkantine. Klar, man konnte das Fleisch weglassen, dann gab es aber keinen Ersatz. Im Alltag hieß das: Beilagen mit Gemüse oder Gemüse mit Beilagen. Keine Hülsenfrüchte, keine Produkte aus Hülsenfrüchten oder pflanzlichem Eiweiß.
Ich hielt durch. Meine Entscheidung war aus aufrichtigem Herzen gekommen und mein Mitgefühl war stärker als alles Begehren.
Nach zwei oder drei Jahren jedoch träumte ich plötzlich von Fleisch. Ich hatte das tiefe Gefühl, es wieder einmal essen zu müssen. Beim nächsten Besuch mit Freunden in einem Restaurant gab ich dem nach und bestellte Pasta mit Pute.
Oh, wie wurde mir schlecht. Ich schmeckte das Blut des toten Tieres und musste das Essen nach den ersten Bissen stehen lassen.
Von da an war mir klar, meine Entscheidung war die Richtige.
Als Vegetarierin vermisse ich nichts. Mein Speiseplan ist abwechslungsreich und lecker, alle Speisen streicheln meine Seele. Diesen Beitrag leistet aber auch ganz besonders die ayurvedische Küche: Die Gewürzvielfalt, die aromatische Zubereitung und die gute Verdaulichkeit.
Jahre mit Yoga und Ayurveda
Meine Jahre mit Yoga und Ayurveda haben das noch verfestigt. Als ich 2003 meinen Meister auf einem Foto erkannte, nämlich durch seine Augen, die durch und durch echt waren und in denen ich nichts Eigennütziges oder Egoistisches entdecken konnte, war ich auch dort angekommen: Bei Yoga im täglich Leben. Nach einem Jahr nahm ich bei ihm schon die Mantraeinweihung und dort war die Voraussetzung, dass wir vegetarisch leben. Das konnte ich mit jeder Faser meines Seins unterschreiben, denn das lebte ich ja damals schon seit über zwei Jahren.
Durch Yoga und Ayurveda bin ich noch viel tiefer in diese Ethik hinein gekommen. Durch meine intensive Meditationspraxis weiß ich heute: Alle Wesen sind miteinander verbunden. Alle Wesen haben Bewusstsein, ein sehr peripheres, wie die Tiere, oder ein sehr entwickeltes, wie der Mensch. Ich spüre, dass wir alle einen göttlichen Ursprung haben, und dass wir alle zusammen gehören.
Wir Menschen verfügen über Wissen
Wie kann sich das, was zusammengehört, wieder bewusst trennen, in Schmerz, Leid und Angst?
Wenn ein Tier ein anderes Tier tötet, ist es purer Reflex. Wenn ein Mensch dagegen ein anderes Tier tötet, ist es Berechnung, ist es Begehren auf den guten Geschmack, vollkommen wissentlich. Nur wir Menschen verfügen über das Unterscheidungsvermögen durch unseren Intellekt und das WISSEN, was wir tun. Kein anderes Tier hat diese Art von Wissen.
Wie kann man klar wissen und dagegen handeln? Für mich war es keine Option mehr, deswegen bin ich stets und voller Überzeugung bei meiner pflanzlichen Ernährungsweise geblieben.
Vor allem: in meiner Meditation spüre ich was es mit mir macht, wenn Lebensmittel negative Schwingungen habe, zum Beispiel bei Milchprodukten mit tierischem Lab. Ich sehe meine Gedanken, die aufkommen und spüre, mit was für einer negativen Energie mein Geist durchzogen wird.
Auch das hat mich immer mehr und immer tiefer davon überzeugt, dass es als wissender Mensch gut ist, das Mitgefühl über alles zu stellen und nicht wissentlich seine Brüder und Schwestern der Schöpfung zu töten.
Billig ist Trumpf
Heutzutage ist es abartig: die Zustände in Tierställen sind katastrophal: Es ist eng, die Tiere stehen in ihrem eigenen Kot, Schweine in lebendem Zustand zu kupieren wird toleriert, totgetretene Tiere werden hingenommen und Kadaver, verendet durch ansteckende Krankheiten, sind eben Ausschuss.
Küken werden geschreddert, männliche Büffel und Kälber entsorgt oder geschlachtet.
Manchmal habe ich das Gefühl, unsere Gesellschaft verschließt die Augen wie ich damals mit 5 Jahren ausblendete, dass dieses Stück Fleisch auf meinem Teller von einem lebenden Rind kommt, damit ich es überhaupt runterschlucken konnte.
Billig ist Trumpf, überall. Leider. Wirtschaftlichkeit steht über allem. Tiere werden oft als Sache behandelt, als billige Wirtschaftsobjekte.
Genau dem möchte ich mit Ayurveda entgegen wirken.
Köstliche Ayurveda-Küche
Ich wünsche mir, dass wir wieder die Achtsamkeit walten lassen, zu wissen was wir tun und ein ehrliches, aufrichtiges Herzensgefühl entwickeln.
Deswegen propagiere ich die köstliche, ayurvedische Küche mit all ihren Raffinessen und Feinheiten, ihrer Geschmacksvielfalt und ihrem Kern:
Dass Gesundheit die Gesundheit von Körper, Geist und Seele ist, und dass Ahimsa, nicht-töten, das höchste Gebot ist, um nicht nur körperliche Gesundheit sondern auch Seelenfrieden zu erfahren – und weil Ayurveda schlussendlich die Geschmäcker für alle Belange befriedigt, fehlt es mir seitdem an nichts.
Followgram
Ich würde wirklich gerne vegan leben und versuche schon ab und an Alternativen zu finden oder vegane Rezepte zu benutzen. Mein größtes Problem ist: Ich will keine Sojaprodukte zu mir nehmen! Geht das? Ich bin nämlich ein riesiger Fan von Milchprodukten: Quark, Milch, Joghurt, Frischkäse, Käse und Produkte mit diesen Bestandteilen wie Salatcreme esse ich täglich! Damit aufzuhören ohne einen Nicht-Soja-Ersatz zu haben ist für mich ziemlich unmöglich.
Susanne Dahl
Im Handel kenne ich nur wenig Ersatz für Milchprodukte ohne Soja. Als Beispiel gibt es verschiedene Sorten Getreidemilch (Reismilch, Mandelmilch, Hafermilch) und auch Joghurt aus Kokos, Mandel u.ä.
Wenn Du nichts Passendes findest, könntest Du auch Quark und Käse selber machen, schau mal bei https://www.kaese-selber.de. Da kannst Du Dir Quark- oder Käsekulturen kaufen und sie mit veganer Getreidemilch ansetzen.
Herzliche Grüße
Susanne Dahl