Die goldene Mitte ist Wohlbefinden und Ausgeglichenheit
Freude, Ausgeglichenheit, Harmonie und Zufriedenheit – wer möchte das nicht, anstatt von einem Extrem ins andere zu fallen?
Nach dem ersten Teil der Serie „Wecke die wahre Energie in Dir“ geht es hier weiter mit Teil II.
Ayurveda beschreibt drei Energieformen, auch die drei Eigenschaften (Gunas) genannt:
- Tamas – ruhend
- Rajas – beweglich
- Sattva – ausgeglichen
Kennst Du das, dass Du von einem Extrem ins andere fällst? Entweder Du bist in Trägheit und Starre, in der nicht passiert außer dass Du vielleicht lethargisch wirst, oder sogar depressiv, Dich nicht aufraffen kannst und an Dir zweifelst – oder Du bist in Hektik und Streß, in der Du wie ein Strudel wirbelst, schneller und schneller, kaum Pausen hast, nicht mehr zum Durchatmen kommst und das Tempo Dich irgendwann einholt, damit Du wieder eine tiefe Pause brauchst, die voll von Trägheit und Starre endet…
Das ist nicht zufriedenstellend, und schon gar nicht gesund! Wir wandern von der Über- in die Unterforderung und andersherum, wir genügen allen und sind alles – außer Herr unseres Lebens.
Zum Glück hat Ayurveda eine Antwort darauf, und das ist die Ausgeglichenheit (Sattva), im Gegensatz zum ruhenden Pol (Tamas) und zur Beweglichkeit (Rajas).
Tamas und Rajas sind beides Pole des Universums
Beide, der ruhende und der bewegliche Pol gehören zum Universum, ohne die Nacht, in der sich alles ausruht, gäbe es keinen Tag, ohne die Erde, die dem Samen das ruhende Bett liefert, wäre keine Ressource für den treibenden Keimling vorhanden.
Das Problem entsteht, wenn diese beiden Gegensätze voneinander losgelöst sind und in ihre jeweilige Übertreibung kommen.
Tamas steht für Ruhe, aber es kann auch in Schwere, Trägheit, Depression, Bequemlichkeit oder Faulheit ausarten. Denn wenn Tamas keinen Gegenpol mehr hat, ist nichts da, was es in Bewegung bringt.
Genauso mit Rajas. Es steht für Bewegung, aber eine Bewegung ohne jeglichen Ruhepol artet aus in Leidenschaft, Stress, Hektik oder Aggressivität.
Diese beiden Eigenschaften, Tamas und Rajas, entarten, wenn sie für sich stehen und das Gegengewicht des anderen fehlt.
Sind die Gegenpole zwei Spieler, die sich harmonisch abwechseln, entsteht eine dritte Eigenschaft: die Ausgeglichenheit.
Sattva – Ausgeglichenheit und Harmonie
Sattva ist das, nach dem wir uns alle sehnen. Es ist der goldene Mittelweg zwischen Tamas, der Trägheit und Rajas, der Leidenschaft.
In Sattva sind die Pole ausgeglichen, es ist dynamisch. Wir ruhen zur rechten Zeit und widmen uns Aktivitäten im rechten Maß.
Wenn wir Sattva in uns tragen, verkörpern wir auch gute Eigenschaften: Großzügigkeit uns und anderen gegenüber, Mitgefühl, Klarheit, Weisheit, Achtsamkeit, Unterscheidungsvermögen oder Großmut. Hast Du viel Sattva, fällt Dir beherztes Handeln leicht und Du wirkst zum Wohle des Ganzen.
Wie können wir Sattva in unserem Leben verwirklichen?
Sattva laden wir am besten ein, in dem wir den Extremen keinen Raum geben. Bist Du in Stress und Hektik gefangen, dann sorge für Auszeiten, und seien sie noch so klein. Kommst Du dagegen schwer in die Gänge, gönne Dir zwar etwas Ruhe, aber sorge doch für ein Mindesmaß an Aktivitäten.
Die drei Eigenschaften mit der Ernährung beeinflussen.
Bestimmt kennst Du den Spruch: „Du bist, was Du isst.“ In Bezug auf die drei Eigenschaften stimmt das voll und ganz. Die Nahrung prägt unser Sein, nicht nur unsere Gesundheit, sondern auch unsere Energie. Körperlich wie geistig.
Sattvische Nahrung
Nahrung, die uns erhebt, ist frisch, wird frisch zubereitet und gleich gegessen. Sie enthält viel Prana, Lebensenergie. Ihre Eigenschaften sind warm, ölig-befeuchtend und leicht süß.
Zur sattvischen Nahrung zählen frisches, am besten sonnengereiftes Obst und Gemüse, Getreide, Hülsenfrüchte, Milchprodukte und Samen und Nüsse. Die Gewürze sind leicht anregend, ohne zu überhitzen. Damit Nahrung sattvisch wirkt, kommt es jedoch auch darauf an, die richtige Menge zu essen. Das beste Essen nützt nichts, wenn Du Dir den Magen voll schlägst, aber natürlich auch nicht, wenn Du hungrig von Tisch gehst.
Nahrung, die Tamas hervorruft
Altes, abgestandenes und aufgetautes (oder sogar verdorbenes) Essen weckt Tamas in uns – die Energie stockt. Klar ist solche Nahrung prinzipiell essbar, aber Prana, die frische Lebensenergie, ist nicht mehr enthalten.
Spezielle Lebensmittel, die Tamas verstärken sind Alkohol, Eier (sie enthalten viele Fäulnisbakterien), Essig (statt dessen besser öfter Zitronensaft für Salatdressings nehmen), Fleisch und Fisch.
Fleisch ist eben tot, die Lebensenergie hat das Tier bereits verlassen. Auch wenn es unsere physische Energie nährt, zur feinstofflichen kann es nichts beitragen.
Nahrung, die Rajas verstärkt
Alkohol, Fisch und Fleisch haben ebenfalls die Tendenz, Rajas in uns zu verstärken. Gerade Alkohol stimuliert im Übermaß (bevor er im Anschluss den Energiefluss beeinträchtigt). Bei toten Tieren ist auch zu bedenken, dass diese die ausgestandenen Todesängste noch als Schwingung im Fleisch gespeichert haben. Außerdem wird Rajas durch stark erhitzende Lebensmittel hervorgerufen wie ein Übermaß an Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch, Auberginen oder sehr scharfe Gewürze.
Sattvische Lebensmittel
Sattvische Nahrung liefert Energie, die lange anhält und die Harmonie und Ausgeglichenheit fördert sowie das Gute in uns hervorbringt. Es gibt im Ayurveda spezielle Lebensmittel, die ganz besonders sattvisch sind, also unsere ausgeglichene Energie fördern. Dazu zählen Ghee (Butterreinfett), Mandeln, Basilikum, Safran, Weizen, Honig und Vollmilch (frisch und unbehandelt).
Wie vereinbaren wir das mit unserem Leben?
Zu unserer Gesellschaft gehören ja alle drei Arten von Nahrung. Es geht nicht darum, jetzt ein schlechtes Gewissen zu bekommen oder in einem Satz auf sattvische Nahrung umzustellen. Vielmehr ist es wichtig, dass wir unser Bewusstsein entwickeln und spüren, was uns gut tut. Und in langsamen Schritten mehr von dem tun, was unsere Gesundheit und unsere Energie fördert.
Die Antwort lautet immer: passend zu den Umständen das rechte Maß finden.
Das, nachdem Du Dich sehnst, bist Du bereits
Sattva ist Deine wahre Natur. So bist Du wirklich, wenn alles positiv ist. Um sattvische Energie zu haben, musst Du gar nichts hinzufügen, sondern nur etwas weglassen. Wenn Du sattvisch lebst, bist Du in Deiner Kraft. In Willensstärke ohne Überlastung und in Ruhe ohne Trägheit.
Auch über unser Verhalten können wir die drei Eigenschaften steuern
Die drei Eigenschaften können wir natürlich auch mit Willenskraft steuern, indem wir auf Geist und Gefühle achten und schauen, in welche Richtung die Energie geht.
Auch das Umfeld ist entscheidend. Wie reden die Leute, von denen wir umgeben sind? Wie ist der Job beschaffen? Oder wie sieht unser Wohnumfeld aus?
Doch leichter ist es, wenn wir Sattva in unserer körperlichen und geistigen Essenz verkörpern, heißt, die richtige Nahrung auswählen.
Kanntest Du das ayurvedische Konzept der drei Eigenschaften? Und kannst Du Dir vorstellen, Sattva für Dich zu leben?
Hilde Geiger
Liebe Susanne,
deine Informationen sind so treffend formuliert.
Auch wenn ich schon vieles weiß, hilft es mir, alles in Erinnerung zu behalten.
Tolle Rezepte und eine inspirierende Webseite.
Alles Gute,
Hilde
Susanne Dahl
Liebe Hilde,
vielen Dank für diesen schönen Kommentar, das freut mich.
Herzlichen Gruß
Susanne