Manchmal rege ich mich so richtig auf! So, dass die Energie in meinem Bauch quer liegt. Und dann ist es wiederum diese Energie, die mich antreibt. Die mein Herz entflammt. Die mir Kraft gibt, Entschlussfreudigkeit und Mut.
Als gäbe es eine zweite Welt
Es macht mich so wütend, wenn ich sehe, wie wir mit dieser Welt umgehen. Täglich sterben 150 Arten aus. Einhundertfünzig! Am Tag! Lasse dir diese Zahl mal auf deiner Zunge zergehen. Seit 1970 sind drei fünftel der auf der Erde lebenden Wildtiere verschwunden. (Quelle: Die Welt)
Jährlich werden 130.000 Quadratkilometer Regenwald für immer vernichtet. Für immer!
Was wissen wir eigentlich noch von Natur? Die Linda-Kartoffel und der Elstar-Apfel. Wir haben seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts bis zu 90 Prozent unserer Pflanzenvielfalt verloren.“
Was tun wir gegen die Chemie-Industrie wie Monsanto und Co?
Eben weniger Honig essen weil die Bienen die Pestizide (Pflanzengifte) aus der Gruppe der Neonicotinoide nicht vertragen? Aber halt, die Bienen bestäuben ja auch noch andere Pflanzen…
In Shanghai muss man sich vor einer Fotoleinwand fotografieren lassen, weil die Stadtsilhouette durch den Smog nicht mehr sichtbar ist. Wir nehmen pro Jahr geschätzt 3-7 kg Zusatzstoffe zu uns, weil es so cool ist, dass wir diese Stoffe alle synthetsich produzieren können und wir auf natürliche Stoffe gut und gern verzichten können – auch und vor allem aus Kostengründen.
Was für ein Leben leben wir eigentlich? Auf Kosten der Anderen! Ich könnte es in die Welt hinausschreien! Auf Kosten der Anderen!!!
„Selbstgemachte Regeln sind die besten!“
Uns geht es so gut! Ja. Mit Handelsbarrieren, Zöllen, unfairen Kreditbedingungen, hinterhältiger Dritter-Welt-Hilfe, an der wir insgeheim mehr verdienen als wirkliche, nachhaltige Hilfe zu leisten.
Mit Plastik, künstlich-synthetischen Stoffen, und biochemischen Produkten können wir uns alle Träume erfüllen, die wir jemals haben könnten. Auch beispielsweise irgendwann zum Mars fliegen. Aber können wir eine dieser 150 Arten wieder lebendig machen?
Mich macht es auch wütend, wie wir leben. Lethargisch. Dick geworden. Nicht nur Erwachsene, auch schon Kinder. Und das Fatale: die Industrie reibt sich die Hände und verdient daran!
Werte in der Industrie. Pustekuchen. Preise für lebensrettende Medikamente werden verdoppelt. Macht die Gewinnmarge schön fett. Es kann sich ja keiner leisten, nicht zu bezahlen. Verdienen am Elend der anderen.
Was tun wir? Wir verlassen uns auf Gesetzgeber. Auf Organisationen. Auf die Politik. Auf die Mühlen, die langsam mahlen.
Verantwortung leben
Wo ist die Veranwortung? Die. Verantwortung. Jedes. Einzelnen.
Was machen wir? Wir weisen Schuld zu, jammern, beschweren uns und geben Verantwortung ab.
Oh, wieviel Energie wird dafür aufgewendet, die Schuld des Dieselskandals den anderen in die Schuhe zu schieben. Zu analysieren, wer wann warum was getan hat und warum nicht.
Nochmal: wo ist die Verantwortung? Meine Verantwortung und deine Verantwortung? Wir sprechen so oft von Produzentenmacht. Aber wie sieht es aus mit der Konsumentenmacht? Kein Produzent kann ohne Konsumenten überleben.
„Hauptsache, mir geht es gut.“ Hauptsache, ich habe Geld, zu Essen, ein warmes Dach überm Kopf und genügend schicke modische Kleidung anzuziehen. Im Durchschnitt kauft jeder Bundesbürger pro Jahr 40-70 neue Klamotten. Im Durchschnitt. Ich kaufe im Schnitt 1-2 Teile pro Monat. Wenn sicherlich auch manch andere so wenig kaufen, dann müssen doch rechnerisch manche Leute weit über 100 Klamotten pro Jahr in ihr Zuhause schleppen.
Die Medien besäuseln uns. Werbung suggeriert uns eine heile Welt. „Was kann ich schon ausrichten als Einzelner? Da lasse ich es doch lieber gleich bleiben!“ – So mag manch einer denken und die heile Werbewelt schön mitmachen.
Greenwashing, so heißt im Marketing das grüne Fähnchen, das aufs Dach gehängt wird. Außen hui und innen pfui. Menschenrechte? Makulatur. So lange noch jemand an der Nicht-Einhaltung der Gesetze verdient. Nicht nur in Europa, auch asiatische Fabrikbesitzer.
Keiner schaut sich diese Zustände freiwillig an
Mich zerreißt es innerlich, wenn ich Filme von Produktionsstätten in Asien und anderen Zulieferer-Ländern sehe. Wo Frauen nicht regelmäßig auf Toilette dürfen. Zur Zwangseinnahme der Antibaby-Pille verdonnert werden. Kinder Fußbälle nähen und Männer unter der Fabrikhalle nächtigen.
…“ein Vorstand hat doch auch mehr Verantwortung!“
Dann versuchen wir etwas zu ändern. Gesetze zu verabschieden. Aber wieder ist es eine Ausrede. Ja, die Kinder müssen halt auch Geld mitverdienen, damit das Familieneinkommen gesichert ist. Wie bitte? Ein Vorstandsvorsitzender verdient locker einen zweistelligen Millionenbetrag im Jahr. Eine Näherin 10 Dollar im Monat. Das Weltmeister-Trikot hat der Näherin 20 Cent gebracht, Verkaufspreis: 84,95 Euro. Schluck. Räusper. Ich habe die Nase voll. So geht es nicht!
Erstmal vor der eigenen Tür kehren!
Oha. Denkst du jetzt. Hier schreibt ein perfekter Mensch. Hut ab oder so. Nein. Ganz bestimmt nicht. Aber es macht mich trotzdem wütend, auch wenn ich nicht alles, was theoretisch in meiner Macht stünde, zu 100% umsetzen kann.
Und: ich habe eine Einstellung. Die treibt mich an. Darum esse ich seit 16 Jahren kein Fleisch mehr. Im Herbst 2001 habe ich ein buddhistisches Gelübde abgelegt, alles für das Wohl aller Wesen zu tun. Ich finde diese Formulierung sehr schön: „…bin ich entschlossen, Mitgefühl und Einsicht in das „Intersein“ zu entwickeln und Wege zu erlernen“ – nochmal: ,„Wege zu erlernen“ (Quelle: Die 5 Achtsamkeitsregeln von Thich Nath Hanh). Von einem Tag auf den anderen habe ich aufgehört, Fleisch zu essen. Massentierhaltung mit unerträglichen Bedingungen, billigste Massenproduktion lebendiger Wesen. Das ist für mich indiskutabel.
Konnte und kann ich mich von jetzt auf nachher zu einem anderen Menschen wandeln? Nein! Aber ich habe eine Entscheidung gefällt. Ich bin im Prozess!
Ayurveda Lifestyle
Ich habe angefangen, Anfang 2000, mehr und mehr Bio zu essen. Auf dem Markt einzukaufen. Selber zu kochen. Ayurvedisch zu kochen. Zu meditieren. Ganzheitlich zu leben.
Bin ich perfekt? Nein, ich hatte und habe auch meine Krisen. Aber ich bin perfekt bemüht, jeden Tag besser zu werden und das, was ich kann, in meinem Rahmen und meinen Möglichkeiten umzusetzen.
Die ayurvedische Lebensweise ist die Lösung für mich! Ich lebe und liebe Ayurveda.
Ich esse das, was mir gut tut. Das, was meine Gesundheit fördert. Ich bin achtsam und kaufe Bio-Lebensmittel. Ich bereite mir mein Essen frisch und aus natürlichen Zutaten zu. Und das gibt mir eine immense Energie.
Und diese Achtsamkeit setzt sich in anderen Lebensbereichen fort: Wieviel brauche ich zum Anziehen? Kann ich mich selber spüren, mit mir zufrieden sein? Oder brauche ich immer mehr im Außen an Sinnesbefriedigung in Form von endlosem, billigem Konsum, der auf Kosten Anderer geht?
Irgendeiner bezahlt die Rechnung. Entweder wir kaufen fair ein oder die Natur zahlt drauf. Entweder zahlen wir einen angemessenen Preis oder ein armer Mensch in Fernost muss eben dafür leiden.
Ayurveda ist Luxus. Ja, ich gebe viel Geld für Essen aus. Aber für Bioessen, möglichst aus der Region statt synthetischer Zusatzstoffe und biochemischer Industriecocktails.
Ayurveda ist Lebensgefühl. Es ist Sinn. Es ist Freiheit. Es ist unbändige Energie. Es ist Gesundheit und macht sprudelnde Fröhlichkeit.
Ayurveda ist ein Lifestyle. Ein Luxus-Lifestyle an Gesundheit, Nachhaltigkeit, Fairness, fairen Preisen, guten Arbeitsbedingungen und dem Sinn und der Essenz des Lebens.
In diesem Sinne: Was tust du? Konsumierst du noch oder entscheidest du schon?
Provokative Grüße, ich freue mich über deinen Kommentar und eine lebendige Diskussion!
Herzlichst,
Susanne
Bildquelle: © Sayan Puangkham / Shutterstock.com
Anja
Schöner Artikel, wichtige Gedanken – die für unsere Elterngeneration zum Teil noch ganz selbstverständlich waren (z.B. das Selbstkochen aus regionalen Produkten). Schön, Susanne, dass Du es uns wieder aus ganz anderer Perspektive nahe bringst.
Susanne
Dankeschön, liebe Anja. Wie heißt es so schön: zurück zu den Wurzeln!
Liebe Grüße
Susanne
Bigi
Sehr cooler Artikel liebe Susanne, enorm viel Power und Kraft. Definitiv ein Thema wofür du brennst, wouw.
Und trotzdem auf deine charakteristische sanfte Art und Weise. Gefällt mir sehr sehr gut.
Liebe Grüsse aus der Schweiz
Susanne
Danke, Bigi, das freut mich! 🙂