Es ist nicht einfach, in diesen Tagen, nur etwas Neues zu lernen, denn es gibt so unglaublich viele Angebote! Es mangelt nicht am Wissen, sondern daran, dieses Wissen in die Praxis zu bringen.
Oft haben wir einen inneren Mangel und denken stets, wir brauchen noch etwas. Die Folge ist, dass wir uns mehr Angebote zulegen, als wir brauchen, und schaffen es nicht, diese umzusetzen. Die Konsequenz daraus ist, dass das Mangelgefühl verstärkt wird, denn die Befriedigung, etwas in die Praxis umzusetzen, ist ja immer noch nicht erfolgt.
Auch Dinge, Gegenstände, sammeln sich in unserem Leben schnell an; all das blockiert uns mehr, als es uns gut tut.
Was tun, damit wir ein Leben im Fluss führen können?
Neues braucht einen leeren Raum
Wir wollen etwas tun und denken, vielleicht kann mir der nächste Kurs oder das nächste Seminar die Lösung geben. Aber wenn auch dieser auf der Festplatte darauf wartet, abgespielt und in die Praxis umgesetzt zu werden, oder der Ordner im Regal auf seinen Einsatz wartet, verstärkt sich das negative Gefühl mehr und mehr…
Was tun? Raum schaffen! Etwas Neues hat nur dort Platz, wo Raum ist. Das betrifft Kurse wie Dateien oder Gegenstände, die wir einfach in unserem Leben sammeln.
Vielleicht hast Du diese alte Zen-Geschichte schon einmal gehört:
Der übervolle Geist
Eine verzweifelte Frau kam zu einem Zen-Meister, denn er war bekannt dafür, dass er immer den Nagel auf den Kopf traf und Probleme an der Wurzel lösen konnte.
Sie betrat seine Meditationshalle und setzte sich ihm nach einer kurzen Verbeugung gegenüber.
„Werte Freundin, was kann ich für Dich tun?“ begann der Meister –
„Ich habe so viele Probleme und ich finde keine Lösung. Ich muss unbedingt mit Dir darüber reden… –
„Halt“, sprach der Meister, „bevor Du weiterredest, möchtest Du einen Tee? –
„Ja, gerne!“
Der Meister holte sein Messingkännchen, eine geschwungene Teetasse, stellte diese vor die Frau und begann einzuschenken.
„Weißt Du, in diesen Zeiten kommen viele Menschen zu mir…“ – er goss den Tee in die Tasse und sinnierte einen Moment – aber es ist so, dass sie in der Tiefe ihres Herzens gar nicht wirklich zu mir wollen – er goss weiter, und der Tassenpegel näherte sich dem Rand – „es ist sogar so, dass die Menschen etwas bremst, zurückhält, und ich kann ihnen nicht wirklich viel geben“ – die Tasse war inzwischen voll und er goss unverdrossen weiter. Der Tee lief auf den Boden, und als die Frau die Pfütze erblickte, die sich bildete, sprang sie auf und rief: „Stop, Meister, halt, die Tasse ist voll!“
„Ja, meine liebe Freundin, die Tasse ist voll, genauso wie Dein Geist.“ Auch dieser läuft über, wenn ich noch etwas dazugebe. Mein Rat würde Dir nichts nützen, denn Du hast keinen Raum mehr dafür. Komm gerne wieder zu mir, aber leere vorher Deinen Geist, damit Du auch etwas von hier mitnehmen kannst!“
Was bedeutet Raum schaffen?
Es bedeutet, etwas loslassen, innerlich wie äußerlich. Wirklich loslassen, so dass etwas Neues überhaupt Platz hat.
Loslassen heißt:
- etwas aussortieren
- es weiter verschenken
- eine Entscheidung fällen, etwas nicht mehr zu tun
- etwas anderes an diese Stelle zu setzen
- die Festplatte aufzuräumen und alte Dateien und Programm zu löschen
- sich von Emotionen zu trennen
- etwas gedanklich Belastendes auf einen Zettel zu schreiben und es verbrennen
- Sachen verschenken oder verkaufen
- unbrauchbares wegwerfen
- etwas ordentlich archivieren
- Sachen ordnen, sortieren oder strukturieren
Kein Baum sammelt sein Laub von Jahr zu Jahr! Ja, der Stamm wird stärker, die Äste dicker und die Zweige länger. Das ist das Potenzial des Baumes. Doch den Ballast, das Laub, den wirft er ab, und kreiert etwas komplett Neues im folgenden Jahr: neues Laub, frische Blüten und die nächsten Früchte und Samen.
Statt Angst, etwas zu verpassen, wieder an der Quelle andocken
Oft sind wir durch Ängste erfüllt, dass wir etwas verpassen könnten, und vertrauen nicht in das Potenzial, das wir sind!
Hier habe ich eine Metapher für Dich:
Die Kuh gibt immer Milch, aus der Joghurt, Butter, Ghee, Quark, Kefir usw. gemacht werden kann. Halte nicht am Joghurt etc. fest sondern hab Vertrauen in die Kuh, die Milchquelle an sich. Iss den Joghurt auf im Vertrauen, dass es immer neue Milch geben wird, aus der Du alles an leckeren Dingen gewinnen kannst wie beispielsweise auch Käse, Sauerrahm oder Crème fraîche.
Das ist echte Kreativität, die aus Vertrauen und loslassen kommt.
Mit der Metapher meine ich:
Warum solltest Du an den Dingen klammern, wenn die Energie, sie neu zu schaffen, unendlich ist?
Lasse also die Themen los, die vorbei sind. Trenne Dich auch von Gegenständen, die keine Bedeutung mehr für Dich haben. Entsorge Dinge, die Du lange nicht benutzt hast. Entscheide, was alt und bedeutungslos geworden ist und lass es vergangen sein. Umgebe Dich mit „Gegenwart“:
- Welche Gegenstände gehören in Dein gegenwärtiges Leben?
- Welche Themen sind heute für Dich wichtig?
- Welche Dinge tragen die Energie der Person, die Du heute bist, mit?
- Welche Kurse, welche Programme gehören zur Dir, zu der, die Du heute leben willst?
Wenn Du das für Dich annehmen kannst und darin eintauchst, dann bist Du im Fluss; Dein Leben wird so viel schöner und angenehmer, wenn Du auf solche Weise mit ihm fliesst.
Auf null zurücksetzen
Ordnung halten ist Dein Zauberstab, mit dem Du gute Energie aufrecht erhalten kannst.
Ein Beispiel von mir: ich bin immer so ungern in mein Arbeitszimmer gegangen, wenn sich dort die Papiere und zu erledigenden Dinge gesammelt und gestapelt haben.
Neuerdings bin ich dazu übergegangen, nach jeder Tätigkeit den Schreibtisch komplett aufzuräumen, leere jeden Abend meinen Papierkorb und räuchere einmal mit weißem Salbei. Es duftet so gut und es klärt den Raum energetisch. Und tatsächlich: es ist jetzt richtig angenehm, das nächste Mal wieder zu kommen, in dieses ordentliche, schöne Zimmer, das mich empfängt und mir Raum bietet, dass ich meine Kreativität von neuem entfalten kann.
„Clear to neutral“ sagen die Engländer dazu, wenn man alles wieder zurück räumt, wie es vorher war, ich nenne es „Auf null zurücksetzen“. Diese Ordnung schafft viel Raum!
Fazit
Innerer Mangel kommt oft aus der Unfähigkeit, die Fülle der Gegenwart zu sehen. Sind wir übervoll (geistig, räumlich, gegenständlich), hat nichts Neues Platz in unserem Leben. Wir laufen dann buchstäblich über wie die Teetasse in der Geschichte.
Damit wir Raum haben für neue Ideen und Platz für schöne, unterstützende Dinge, müssen wir regelmäßig aufräumen und ausmisten.
Stell Dir vor, Deine Wohnung wäre ein Spiegel, ein energetischer Spiegel Deines Selbst. Was für ein Selbst wärst Du dem gemäß? Ein karges? Ein chaotisches? Ein strukturiertes? Ein anregendes?
Versuche einmal, nicht nur kleine Tätigkeiten wieder auf Null zurückzusetzen, sondern auch Lebensabschnitte oder -phasen wieder auf „Null“ zu bringen, indem Du damit abschließt und verschenkst, verkaufst, archivierst oder entsorgst was jetzt vergangen ist und mit der vergangenen Lebensphase zurückbleiben darf.
Ersetze Angst durch Vertrauen und docke an der Quelle an, aus der Du immer neue „Milch“ für Deine Projekte, Ideen, Gedanken, Kreationen und Schöpfungen bekommst.
Ich grüße Dich von Herzen, von meinem leeren Schreibtisch,
Deine Susanne
Bildquelle: © Laris Koshkina / Pixabay.com
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