Was machst Du mit der Energie, die Du täglich zu Dir nimmst bzw. bekommst? Suche Dir einen Sinn im Leben, der Dich erfüllt, und für den Du gerne Deine Energie aufwendest. Lebst Du, um zu essen oder isst Du, um zu leben?
Manchmal dreht sich unser Leben doch sehr um unseren Körper: unser Gewicht, unsere Figur und unser Aussehen.
Zweifelsohne sind das auch wichtige Fragen, denn wir benötigen die Energie. Doch ist es nicht schön und erfüllend, wenn sich unser Leben um einen größeren Kreis dreht?
Das Schöne im Kern des Ayurveda ist, dass wir sattvisch essen. Das fördert Harmonie und Ausgeglichenheit, Wahrhaftigkeit und Klarheit. Wenn unsere körpereigene Energie sattvisch wird, wird es unsere psychische und emotionale Energie auch. Und diese beiden nähren dann auch unseren spirituellen Körper.
Sattvische Energie, das bedeutet, dass wir auf allen Ebenen im Einklang sind. Bist Du von sattvischer Energie durchdrungen, dann wirst Du nicht nur funktionieren, sondern dann erfüllt sich Dein wahres Menschsein.
Nach den Veden, den alten Schriften Indiens, die vor mehreren Tausend Jahren entstanden, haben wir vier Aufgaben im Leben:
- Dharma
- Karma
- Artha
- Moksha
Diese vier möchte ich Dir einmal erläutern und nahe bringen.
1. Dharma
Dharma ist die Pflicht oder die Lebensaufgabe. Jeder von uns hat ein anderes Dharma. Alles in dieser Schöpfung hat übrigens sein eigenes Dharma. So wie die Ohren das Dharma haben, zu hören, und die Beine, uns zu tragen und zu transportieren, so haben wir auch als Menschen ein eigenes Dharma.
Als Mensch ganz allgemein kann man sagen, haben wir das Dharma zu beschützen, zu behüten, für soziale Gerechtigkeit und Frieden beizutragen und das Leben auf diesem Planeten in seiner Entwicklung zu fördern.
Wir verstoßen gegen dieses Dharma, wenn wir zerstören, töten oder selbstsüchtig handeln.
Jedes Individum hat darüber hinaus übrigens ein anderes Dharma. Eine Mutter hat das Dharma, ihre Kinder groß zu ziehen, eine Ärztin zu heilen und eine Anwältin, für Recht und Ordnung zu sorgen.
Wichtig ist, dass wir unser Dharma als Mensch erfüllen, also das Leben fördern, behüten und schützen und in diesem Rahmen unsere individuelle Aufgabe erfüllen: nämlich jene Aufgabe, die unserer inneren Herzenswahrheit enspricht. Das ist die Aufgabe, die wir uns selbst zuschreiben und mit der wir uns wohlfühlen, durch das Umfeld, die Familie und die Talente, die uns umgeben und mitgegeben wurden.
Unser Dharma können wir nur dann vollkommen leben, wenn wir unserer eigenen Herzenswahrheit entsprechen. Das heißt, uns nichts vortäuschen, uns selbst nicht betrügen, weder groß- noch kleinstapeln.
Wir haben diese Aufgabe im Herzen mitgegeben bekommen, und es gilt, diese in und durch einen aufrechten Lebenswandel zu entschälen, ent-Decken und mit Mut und Aufrichtigkeit zu leben.
2. Karma
Wir haben unser Dharma, aber wir haben auch unser Karma. Auch darüber habe ich schon einige Artikel geschrieben, zum Beispiel: Im Spiel von Ursache und Wirkung oder So gibst Du Deinem Leben eine positive Wendung.
Es ist ein unumstößliches Gesetz: alles in diesem Kosmos folgt der Kausalität, also dem Gesetz von Ursache und Wirkung. Legst Du eine Ursache, wird sie weder vergehen noch eliminiert, bis die Wirkung eingetreten ist, wann auch immer. Da können auch mal mehrere Leben vergehen. Alles, was Du angelegt hast, fällt auf Dich zurück.
Innerhalb unseres Dharma haben wir daher das Gesetz des Karma, dem wir folgen, und das natürlich das Dharma mitgestaltet hat: wo wir geboren wurden, in welcher Familie wir aufgewachsen sind und welche förderlichen und welche hinderlichen Kausalitäten in unsem Leben vorkamen.
Der Sinn des Lebens ist es, das Karma, das unsere individuelle Seele in ihrer Vorzeit geschaffen hat, zu bewältigen, und zwar möglichst positiv. Und – je bewusster wir werden, umso mehr positives Karma sollen wir kreieren, damit unser Leben immer erfüllter und schöner wird.
Haben wir zum Beispiel einmaleine besonders schlimme Tat begangen, kann es sein, dass unser Karma das des Dienens ist. Wir sollen es hingebungsvoll tun, mit Freude und ohne Ego, denn so erfüllen wir auch gleichzeitig unser Dharma, das im sinnerfüllten Leben und Ausfüllen dieser karmischen Aufgabe besteht
3. Artha
Die dritte Aufgabe, die wir im Leben haben, ist Wohlstand zu kreieren. Wohlstand, damit wir selber gut leben und damit wir ihn teilen können. Lakshmi, die Göttin des Wohlstands und der Fülle, liebt es nicht, eingesperrt zu sein, heißt es. Wohlstand ist Energie, und Energie soll fließen: indem wir Gutes tun, anderen helfen, positive Projekte fördern und zum Guten auf diesem Planeten beitragen.
Alles Gute, das wir schaffen, kehrt gemäß des Prinzips des Karmas auch wieder zu uns zurück.
Wohlstand bedeutet, dass wir ausreichend zum Leben haben, dass es schön und angenehm ist. Wir sollen uns wohl fühlen, wie das Wort besagt, nette Kleidung haben, uns Auszeiten gönnen können, einem Hobby nachgehen etc.
Doch wie Mahatma Ghandi gesagt hat: „There is enough for everybodys needs, but not for everybodys greed“ (Es gibt genug für die Bedürfnisse aller aber nicht für aller Begierden), so sollen wir genau hinschauen, was wir wirklich brauchen.
Denn das Ego spielt uns doch zu leicht einen Streich: Brauchen wir wirklich den SUV? Teure Designer-Kleidung? Noch ein Schmuckstück? Oder können wir irgendwann sagen: das ist genug, ich habe so viel, wie ich brauche. Und den Rest kann ich großzügig weitergeben und teilen.
Das hat natürlich auch ganz viel mit Vertrauen zu tun, dass wir zu jedem Zeitpunkt des Lebens das bekommen, was wir brauchen. Vertrauen ist gleichzeitig auch die Kraft, die uns im positiven Fluss sein lässt, und genau das möglich macht, dass wir die Dinge erhalten werden.
Artha, Wohlstand, ist jedoch nicht nur auf materielle Dinge bezogen, wie ich mit dem Vertrauen schon andeutete. Es bedeutet auch, emotionale, spirituelle, geistige Fülle zu besitzen und diese zu teilen: Großzügigkeit, Liebe, Glaube, Weisheit, Herzenswärme, Freundschaft, Hingabe, Demut etc. Das sind die Eigenschaften, die uns als Mensch groß machen und durch die wir erst zu unserem wahren Menschsein gelangen. Du kannst materiell arm sein, heißt es in den heiligen Schriften, dann ist vielleicht etwas verloren, aber lass nie zu, dass Du spirituell arm wirst, denn dann ist alles verloren. Also ungläubig zu sein, kaltherzig, misstrauisch, egoistisch oder ähnliches – dann entbehrt unser Leben jeglichen Sinnes.
Lasst uns also Artha, den Wohlstand leben, zu unserer Freude und der Freude anderer, denn geteilte Freude ist doppelte Freude!
So wachsen wir und entwicklen wir uns weiter, um schlussendlich die vierte Aufgabe, die Krönung des Menschseins zu erfüllen:
4. Moksha
Moksha bedeutet Befreiung oder Erleuchtung. Wir Menschen sind individuelle, voneinander getrennte Seelen, die seit ewigen Zeiten im Kreislauf der Wiedergeburten umher wandern, in Zeit und Raum.
Nach jedem Leben folgt der Tod, und es folgt eine Verkörperung in einem neuen Körper, so sagen es die alten, vedischen Schriften. Ein solches Leben kann einerseits reizvoll sein, andererseits ist es aber auch mit viel Leid, Enttäuschung und Schmerz verbunden.
Aus diesem leidvollen Kreislauf können wir nur aussteigen, wenn wir uns ganz bewusst dazu entscheiden.
Dazu Bedarf es einer höheren Bewusstseinsebene, indem wir uns wieder unserer göttlichen Herkunft und unserer göttlichen Verbundenheit bewusst werden.
Die Krönung der Schöpfung ist es, wieder vollkommen in das all-eine göttliche Bewusstsein einzugehen – also Erleuchtung zu erlangen.
Schlussendlich ist es die Evolution der Schöpfung, dass wir alle dort ankommen, doch es ist ein langer Schöpfungszyklus. Entscheiden wir uns nicht bewusst dazu, können viele Millionen Jahre vergehen, indem wir von einer Verkörperung zur anderen wandern und in Leid und Schmerz brennen, von einer Hoffnung in die nächste Enttäuschung fallen, wieder hoffen usw..
Moksha bedeutet, diesem Leben mehr Sinn abzugewinnen als essen, trinken, schlafen und Kinder zeugen. Das tun auch die Tiere sagt mein Meister, Paramhans Swami Maheshwaranda, der Begründer des Systems Yoga im Täglichen Leben®. Was unterscheidet uns von den Tieren, wenn wir unser Leben auf dieser Ebene belassen?
Der Mensch ist das einzige Wesen der Schöpfung, das einen Intellekt hat, Unterscheidungsvermögen besitzt und das höchste Bewusstsein erlangen kann. Wenn wir diese Gabe nicht nutzen, so entbehrt unser Leben schlussendlich seines inherenten Sinnes – krass ausgedrückt könnte man sagen, die Gabe unseres menschlichen Lebens haben wir verschwendet, die Gabe, das höchste Bewusstsein zu verwirklichen.
Ein guter Mensch sein und ein gutes Leben leben ist das eine, doch einen höheren Sinn anstreben das andere.
Jede ganzheitliche Lebensphilosophie regt uns dazu an, diese Gabe zu leben und auszudrücken mit unserem gesamten Lebenswerk.
Und hier schließt sich der Kreis: Moksha ist ein Teil von Dharma, es ist unsere Lebensaufgabe, Moksha zu erlangen. Die karmischen vergangenen Taten nutzen wir, um von einer Ebene auf die nächst höhere zu kommen. Mithilfe von Artha, dem Wohlstand, leben wir ein gutes Leben, in Wohlstand für uns und andere, um die anderen drei Aufgaben erfüllen zu können.
Das ist natürlich ein Prozess, eine Spirale, die wir auf einer niedrigen Ebene beginnen und dann immer höher steigen. Wichtig ist, dass wir uns dieser vier Aufgaben bewusst sind und uns natürlich und positiv weiterentwicklen.
Was sagst Du dazu? Hast Du von diesen vier menschlichen Aufgaben bereits gehört? Hast Du Lust, sie Dir in Deinem Alltag einmal zu vergegenwärtigen und bewusster danach zu leben?
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