Die Füße rascheln im Laub, der Geruch von feuchter und leicht modriger Erde liegt in der Luft. Ein kühler Wind weht, ach, wie macht es Spaß, auszuschreiten und den bunten Wechsel der Jahreszeiten zu erleben.
Dann – ab nach Hause. Kerzen angezündet, einen wärmenden Tee gekocht und ein gutes Buch in die Hand genommen! Wieder mollig aufwärmen, die Gedanken zur Ruhe kommen lassen. Besinnlich und in Einkehr klingt der Tag aus – wohlig und ein bisschen schwer geht es schließlich zu Bett, um die Kräfte wieder zu erfrischen und erholen.
Ist das dein Herbst? Wahrscheinlich ja und nein!
Ich persönlich fühle mich als Feuer-Typ im Herbst ganz wohl – mein inneres Feuer wird angenehm abgekühlt. Aber ich habe manchmal auch Kälte in mir, die äußert sich in kalten Händen und Füßen, und dem muss ich etwas entgegen setzen. Zudem habe ich das Gefühl, es „weht mich davon“, die Gedanken sind oft wirbelnd und mir fehlt die Erdung.
So habe ich das Gefühl geht es vielen. Kälte, Unruhe, aber auch Dunkelheit und (geistige) Schwere sind die Herausforderungen, mit denen wir jetzt im Herbst zu tun haben – trotz aller Genüsse und reicher Ernte, die diese Jahreszeit zu bieten hat.
Wie kommen wir mithilfe von Ayurveda gut durch den Herbst?
Was können wir tun, damit wir uns warm, wohlig, geerdet, in unserer Mitte und ausgeglichen fühlen? Damit die Stimmung hoch und die Laune gut ist – trotz aller Wetter-Eskapaden und der zunehmenden Dunkelheit! Es ist ja doch eine stürmische Jahreszeit! Nicht nur stürmisch, auch eher kühl und verregnet. Uns fröstelt, ein paar Grad weniger zum Sommer erscheinen wie ein Temperatursturz.
Den Herbst verstehen
Der Herbst ist der Wandel zwischen der heißen und der kalten Jahreszeit. Dass es da „knallt“ ist ganz natürlich, wenn kühlere auf wärmere Zonen treffen. Dieses Jahr haben wir das ja schon in extremen Stürmen zu spüren bekommen.
Wandel ist Bewegung und Unruhe. Das ist die Charakteristik des Herbstes. Außerdem ist er kalt, rau, beweglich, trocken, luftig und leicht, um es mit ayurvedischen Eigenschaften zu beschreiben.
Wenn du schon Ayurveda-Erfahrung hast, merkst du, dass das genau die Eigenschaften des Vata-Dosha sind. Über das Vata-Dosha kannst du in diesem Artikel mehr lesen. Ayurvedisch heißt das, wir haben jetzt die Vata-Zeit des Jahres mit der gleichen Charakteristik wie das Vata-Dosha.
Dem Herbst richtig begegnen
Das wichtigste Prinzip im Ayurveda lautet:
Gleiches wirkt verstärkend – Entgegengesetztes wirkt reduzierend
So verhältst du dich doch auch im Alltag, oder? Ist es heiß, lüftest du. Ist es kalt, drehst du die Heizung auf. Um Abhilfe zu schaffen, setzt du der Situation etwas Anderes entgegen.
Und das ist das ganze Geheimnis für den Herbst.
Ist es kalt, windig, trocken und du fühlst dich wortwörtlich durch den Wind, ohne Erdung, mit wirbeligen Gedanken, so kannst du genau das Entgegengesetzte für dich tun, denn:
- Wärme tritt der Kälte entgegen
- Ruhe und Wärme beruhigt den Wind
- Feuchtigkeit mildert die Trockenheit
- Geerdetes gibt der Luftigkeit Masse
- Ruhe zentriert das Wirbelige
Ayurvedische Maßnahmen
Warm, beruhigend, erdend, befeuchtend, ölig, besänftigend und etwas schwerer ist all das, was dir jetzt gut tut.
Im Gegensatz zum Sommer, wo dein inneres Feuer mit deinem Verdauungsfeuer hoch ist, kannst du jetzt Wärme gut vertragen.
Wärmende Geschmacksrichtungen
Generell gilt: sauer, salzig und scharf wärmt. Aber Achtung: zu viel Hitze im Körper trocknet aus, und die Wärme braucht eine gewisse Feuchtigkeit, damit sie im Körper gehalten werden kann.
Welche Lebensmittel sind jetzt besonders nährend?
Jetzt sind suppige Eintöpfe, mit einem extra Schuss Öl nährend und besänftigend. Erdige Nahrungsmittel geben dir Masse und Stabilität. Ölige Lebensmittel schmieren und befeuchten deinen Körper innerlich. Wärme in Nahrungsmitteln und Getränken gibt Energie. Wenn du dagegen kalt isst und trinkst, dann wird deinem Körper nur Energie abgezogen.
Konkrete Beispiele
Hier eine Auswahl an Lebensmitteln, die gut zur herbstlichen Jahreszeit passen:
- Erdende Getreide sind zum Beispiel Weizen und Dinkel
- Wärmende Getreide sind Hirse, Buchweizen, Gerste, Roggen oder Mais
- Rote Beete, Möhre oder Rettich geben mehr Feuer
- Ausreichend Flüssigkeit im Essen wirkt befeuchtend
- Nüsse nähren
- Zitrusfrüchte wärmen
- Öle schmieren innerlich und lindern die Trockenheit
- Salz und Gewürze befeuchten und wärmen
Aber aufgepasst
- Zu viel Hitze trocknet aus
- Nur Suppiges verstärkt die Leichtigkeit
- Reines warmes Wasser ist über die Zeit hinweg ebenfalls zu leicht
- Rohkost ist leicht und kalt
- Blattsalat kühlt ebenfalls
- Süßes und herbes Obst kühlt, dünste es besser etwas an
- Weizen und Dinkel alleine erden zwar, aber kühlen auch
- Kohl und Hülsenfrüchte kühlen und verstärken das Luftelement, verwende sie in Maßen
Praktische Umsetzung:
Koche Eintöpfe mit ausreichend Flüssigkeit darin. Im Herbst/Winter darf auch noch ein extra Schuss Öl ins Essen. Koche mit Sesamöl, das nährt und wärmt besonders gut.
Verwende wärmende Gewürze wie Nelke, Piment, Gelbwurz, Ingwer, Basilikum, Rosmarin, Senfsamen, Pfeffer, Asafoetida, Chili, Zimt, Muskat oder Bockshornklee.
Gib einen guten Schuss Zitrone ins Essen. Trinke warm – immer! Mindestens in Zimmertemperatur, besser noch als Heißgetränk, so warm, wie du es vertragen kannst. Ein Schuß Milch oder Sahne im Tee gibt Öligkeit und nimmt das leichte, luftige Element aus dem Körper. Koche mit wärmenden Lebensmitteln, wie ich sie dir oben beispielsweise aufgeführt habe.
Es kommt darauf an, wo du herkommst
Bist du ein Vata- Kapha- oder Pitta-Typ?
Vata:
Wenn du schon viel vom luftigen Element in dir hast, solltest du die beschriebenen Maßnahmen besonders berücksichtigen, denn die raue Jahreszeit jetzt wird deine natürlich Anlage sehr verstärken.
Kapha:
Als mehr geerdeter Typ brauchst du ebenfalls viel Wärme, aber nicht zu viel Feuchtigkeit, denn davon hast du bereits genug im Körper.
Pitta
Wenn du viel Feuer in dir hast, ist das Kühle genau richtig und oft total erfrischend, wärme und befeuchte deinen Körper so viel, wie es für dich angenehm ist.
Und was machen Mischtypen? Hole dir das, was du brauchst. Setze der Eigenschaft, die dir fehlt, das Passende entgegen.
Wenn der Geist weht wie die Herbstwinde
Tendenziell führt die Luftigkeit und Leichtigkeit jetzt im Herbst dazu, dass wir auch innerlich eher aufgewühlt und unruhig sind. Wenn du dich körperlich entsprechend ernährst, um das Vata-Dosha zu beruhigen, wird es auch auf deinen Geist ausstrahlen. Sorge zusätzlich zu den körperlichen Maßnahmen dafür, dass du geistige Ruhe findest.
Nimm dir Zeit für Einkehr, vielleicht 10 Minuten am Morgen, bevor du den Tag startest. Besinne dich, reflektiere, halte inne und drücke einfach mal kurz den „Pause-Knopf“ vor der Hektik des Alltags.
Vielleicht ist auch eine Meditation das Richtige für dich. Eine stille Atem-Meditation oder eine geführte Meditation von einer CD.
Düfte sind etwas wunderbares, besonders, wenn du zu Schwere und Schwermütigkeit neigst. Es gibt wundervolle ätherische Öle , die die Sinne anregen und erfrischen.
Besinne dich, führe Tagebuch, gib deinen Gedanken Raum vor allem kreiere Lösungen aus dem, was dir im Geist herumschwirrt.
Kuschel dich ein und mache es dir ganz gemütlich, ist der Körper in Ruhe, kommt auch der Geist zur Ruhe.
Verzichte auf zu viele Termine, sei mehr im Innen als im Außen wo es machbar ist und streiche ein Übermaß an Aktivität.
Aber: gehe viel an die frische Luft, tanke Sauerstoff und Licht, das ist das fehlende Feuerelement.
Und zu guter Letzt: Bewege dich ausreichend, ob drinnen, mit Gymnastik oder Yoga, oder draußen, mit langen Spaziergängen oder durch Joggen. Das erfrischt, gibt gute Laune und stärkt die Abwehrkräfte!
Fazit
Ayurveda hat eine ganze Menge guter Tipps und Maßnahmen parat, damit du jetzt gut durch den Herbst und in einen fröhlichen Winter hinein kommst. Die Wirksamkeit hängt davon ab, wie konsequent du diese Tipps anwendest. Wenn du sie beherzigst, wirst du schon bald die gute Laune, Wärme und Ausgeglichenheit spüren.
Möchtest du wissen, was für ein ayurvedischer Typ du bist? Oder wie du die Maßnahmen für dich individuell umsetzen kannst?
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