Ich bin gerade tief berührt. Von der Natur und der Langsamkeit, von Tradition und einfach tiefem Frieden. Zu einem langem Wochenende bin ich nach Oberbayern gefahren, zum Wandern, Ausruhen und Ideen schöpfen.
Es ist so anders hier als in meinem Alltag. Und – die Natur ist so ein großes Vorbild. In der Gemächlichkeit eines solchen Kurzurlaubs entwickle ich auch irgendwie ein anderes Bewusstsein. Zu Besuch in einem 300 Jahre alten Bauernhaus fällt es mir besonders auf: nachhaltiges Verhalten im Alltag.
Unsere Welt ist, wie wir wissen, sehr bedroht. Durch klimatische Veränderungen, Müllberge, Plastik in den Ozeanen, Treibhausgase, Abholzung und den Verbrauch nicht-nachwachsender Ressourcen. Aber was hilft es, den Blick auf die Probleme zu richten? Das bringt ja nicht viel. Lösungen sind gefragt und Gedanken, die weiterbringen.
Während ich so durch die Wälder und Berge zog, sind mir ein paar Dinge aufgefallen, und die möchte ich gerne mit dir teilen.
Werte schaffen hilft Dinge zu bewahren
Als erstes fiel es mir bei meinen Freunden in dem alten Bauernhaus auf: dort werden Gegenstände von Generation zu Generation weitergegeben. Was die Urgroßmutter erschaffen hat, bewahrt der Enkel heute. Denn wenn man dieses Haus betritt, kann man es wirklich nicht übersehen: blau-weißes Geschirr wohin das Auge blickt.
Siebe, Kronleuchter, Trichter, Keksausstecher, Kerzenständer, Salz- und Pfefferstreuer, Schüsseln, Kännchen und natürlich auch Teller und Tassen. Alles im gleichen, wunderschönen alten, blauen Zwiebelmuster.
Wer würde heute sein Ikea-Geschirr von Generation zu Generation vererben? Welche Enkel würden es stolz bewahren?
Nein, ich will nicht sagen, dass niemand mehr Werte schafft oder schönes Geschirr sammelt, das es wert wäre. Ich will sagen, dass es meistens nicht mehr üblich ist, Werte zu schaffen. Und deswegen wird der Großteil unserer Dinge nach einer recht kurzen Lebensdauer ausgetauscht und weggeschmissen. Manches wandert noch in den Second-Hand-Laden, doch vieles schafft es nicht dahin.
Es ist modern, Altes auszutauschen. Mit dem Trend zu gehen. Immer das neueste Design zu haben. Dinge werden billiger und billiger produziert, sogar mit Sollbruchstellen. Das heißt, das Ende des Gegenstands wird schon von Fabrik an mit bestimmt. Ersatzteile? Gibt es nicht. Reparaturen? Viel zu teuer. Wegen eines defekten Zahnrades kann eine ganze Küchenmaschine nutzlos werden.
Es gibt immer mehr Kunststoff-Gegenstände, die weder hübscher noch zeitloser werden. Und da die nächste Generation oft sowieso einen anderen Geschmack hat, braucht man sich ja auch gar nicht mehr die Mühe machen, viel zu investieren.
Doch wie wäre es, einfach einen Trend dagegen zu setzen?
Wenig zu kaufen aber Gutes, Wertvolles. Eine echte Investition zu tätigen. In Dinge, die so zeitlos sind, dass sie auch noch weitere Generationen schätzenswert in Händen halten werden.
Es ist im Prinzip so einfach. Aber – die Stimmen der Wirtschaftskräfte sind stark. Der Konsum soll angeheizt werden, damit alle auf einem scheinbar hohen Niveau leben können. Viel Neues, hoher Verbrauch und hoher Nachkauf sollen die Wirtschaft stärken. Aber was sind die Folgen? Viele Abgase aus den Fabriken, schwindende Ressourcen und natürlich viel Müll.
Wie wir wissen, verteilen sich die Wirtschaftsleistungen im Endeffekt sowieso sehr ungleichmäßig. Wenige profitieren, viele verlieren.
Mein Lösungsansatz: Bewahren und investieren
Wenige Dinge haben, dafür wertvolle. Sie wirklich bis an das Ende ihres Lebenszyklusses benutzen. Und dieser Lebenszyklus ist oft ein komplett anderer als die Werbung uns das eintrichtert.
Ein zweiter Gedanke für die Natürlichkeit: Vorbild Natur
Dies ist ein Baumstamm, den ich mitten im Wald gesehen habe. Er liegt dort, vermost und rottet langsam vor sich hin. Insekten lieben ihn, haben Unterschlupf und Futtermöglichkeit zugleich.
Die Natur ist so klug. Alles ist ein perfekter, organischer Kreislauf. Stoffe, die nicht zerrotten gibt es nicht. Erst der Mensch hat das Plastik geschaffen, das über hunderte von Jahren bestehen bleibt, egal, wo es liegt.
Unordnung gibt es auch nicht. Einen Wald, in dem nichts Künstliches hinterlassen wurde, habe ich noch nie als unordentlich empfunden. Bakterien zersetzen die Stoffe, Würmer, Ameisen, Käfer und andere Insekten helfen dabei. Laub wird zu Erde, Äste werden zu Häusern und verblühte Blumen ergeben wunderbaren Dünger.
Lieben wir nicht den Duft von vermodertem Holz, mit Harzgeruch vermischt? Ist der Anblick einer Landschaft oder eines Waldes, der im Kreislauf ist, nicht zauberhaft? Ergeben herunterfallene Blätter und Zweige nicht erst ein Bild von Natürlichkeit?
Ist das in unserem Alltag auch so? Oder wird nicht alles immer steriler, sauberer und aufgeräumter?
Ich sehe immer mehr Gärten, die akkuraten Rasen haben. Kein Totholz, nichts Unordentliches. Die Blumenbeete mit entsprechenden Stoffen unkrautfrei gehalten. Jedes Blättchen, das herumliegt, wird sofort entfernt.
Doch auch in den Städten: wieviele gibt es, in denen Wildblumen wachsen? In denen Holz liegen gelassen wird für die Insekten? In den Schmetterliege und Bienen Nahrung finden?
Denn auch auf den Feldern finden sie nichts mehr. Pestizide und künstlicher Dünger in großem Stil verhelfen zu einer ertragreichen Ernte ohne „Un“-Kräuter.
Sortenvielfalt? Macht nur Arbeit und bringt kleine Erträge. Wir kennen überwiegend die Linda-Kartoffel, die Williams-Birne und den Elstar-Apfel. Alles andere an seltenen Sorten wird noch von einigen Kleinbauern bewahrt, den Großkonzernen ein Dorn im Auge. Patente auf Pflanzen, Hybride, die nicht mehr keimfähige Samen haben usw. helfen den Konzernen, ihre Macht und ihren Gewinn zu bewahren.
Meine Lösung: das Natürliche bewahren
Wir müssen wieder das Urspünglich schön finden und uns von der Sterilität abkehren, wenn wir der Natur ihren Raum geben wollen. Sei es ein „unordentlicher“ aber natürlicher Garten mit viel Unterschlupf und Nahrung für Tiere oder auch das Gemüse, das wir zum Kauf auswählen. Vielfältige Sorten von kleinen Bauernhöfen, frei von Verpackung wären natürlich am besten.
Fazit
Schneller, höher, weiter, das Mantra der Wirtschaft, vernichtet Sortenvielfalt und lässt die Natur steriler und steriler werden. Die Produktion wird angeheizt, zusammen mit dem Klima. Uns werden Mangelgefühle suggeriert, damit wir ja viel kaufen, damit wir glücklicher und glücklicher werden. Doch hat je ein Gegenstand bleibendes Glück gebracht? Doch das ist ein ganz neues Thema…
Meine Lösung: Weniges und Schönes bewahren und lange nutzen, und die Natur in ihrem Verhalten nachahmen.
Wie siehst du das? Gelingt es dir, Natürlichkeit zu leben? Ich freue mich sehr, wenn du einen Kommentar dazu hinterlässt.
Alles Liebe
Susanne
Elke
Liebe Susanne,
Vielen Dank für diesen wundervollen Artikel.
Ich habe einige Möbelstücke, welche seit Generationen in der Familie sind und ich liebe sie sehr. Ich halte auch nicht viel von der heutigen Wegwerfgesellschaft. Leider sind nun mehrere Generationen so herangewachsen. Es ist an uns, dies wieder umzukehren. Dabei denke ich, sind viele schon auf diesem Weg.
Vielen Dank für deinen Artikel
Susanne
Liebe Elke,
herzlichen Dank für deinen netten Kommentar. Schön, dass du auch der Meinung bist, dass Bewahren so etwas Schönes und auch Nachhaltiges ist. Ja, ich denke auch, viele sind auf dem Weg und wir können nur besser und besser werden – in allen kleinen Entscheidungen, die wir treffen.
Einen lieben Gruß
Susanne
Manuela
Liebe Susanne,
Ein schöner Artikel! Vielen Dank dafür! Ich übe mich auch darin, nachhaltiger zu leben – das ist gar nicht so einfach.
Viele Grüße
Manuela
Susanne
Danke, liebe Manuela! Ja, nachhaltig leben ist ein weites Feld, wir können es wohl nur schrittweise erobern. Doch wenn wir uns über das freuen, was wir bereits getan haben, so kommt sicherlich einiges zusammen – und Vollkommenheit ist hier glaube ich ein unrealistisches Ziel. Ich für mich sage es zumindest so: „von Tag zu Tag werde ich besser“. Das motiviert.
Einen lieben Gruß
Susanne
Soheila
Sehr schön, liebe Susanne!
Die Industriegesellschaft und dementsprechen das Konsumieren schadet der Natur und verursacht Naturkatastopfen, die immer größer und vernichtender werden.
Das ist gut mit unseren Möglichkeiten entgegen zu wirken.
Liebe Grüße
Soheila
Susanne
Danke für deinen Kommentar, liebe Soheila. Ja, wir sollten immer achtsamer werden und unser Möglichkeiten gut nutzen, da gebe ich dir Recht.
Herzliche Grüße
Susanne